Stellungnahme des akj Freiburg zu den Vorfällen am “Platz der Alten Synagoge”
Es ist nicht neu, dass sich aus der Lage des juristischen Seminar direkt neben dem Platz der Alten Synagoge Interessenskonflikte ergeben. Diese Interessenkonflikte ergeben sich aus der öffentlichen Nutzung des Platzes und dem Ruhebedürfnis der BibliotheksbenutzerInnen. In jüngster Zeit traten zu diesen Konflikten schweres Fehlverhalten und Entgleisungen seitens der BibliotheksbenutzerInnen hinzu.
So wurden wenigstens zweimal aus den Fenstern der Bibliothek gezielt Eier und Wasserbomben auf Personen geworfen, die sich auf dem Platz der alten Synagoge aufhielten. Dieses Verhalten lässt sich in verschiedene Begriffe fassen: respektlos, versuchte Körperverletzung, Kindergarten, völlig inakzeptabel. Zu allem Überfluss wurden die “Heldentaten” nach unseren Informationen auch noch gefilmt und in einer facebook-Gruppe mit dem geschmacklosen Namen “Operation Walküre” gefeiert.
Schließlich kam es im Internet zu Gedankenspielen, welche Konsequenzen zu befürchten wären, würde jemandem “unabsichtlich ein Stuhl aus dem Fenster fallen” und damit ein “Penner” am Kopf getroffen werden. Diese Überlegungen wurden mit “Applaus”, “nur zu” und ähnlichen zustimmenden Kommentaren belegt. Den Äußerungen fehlt nicht nur jeglicher Respekt, sie offenbaren auch eine unreflektierte Überheblichkeit gegenüber anderen, insbesondere sozial schlechter gestellten Mitmenschen.
Trotz und auch gerade wegen dieser Vorfälle darf die Lösung des Nutzungskonflikts um den Platz der Alten Synagoge nicht hinten angestellt oder der Polizei überlassen bleiben. Überhaupt kann eine Lösung nicht allein von einer der Parteien ausgehen, sondern muss in Zusammenarbeit und unter Rücksichtnahme auf die Interessen aller Beteiligten erarbeitet werden.
Wir fordern alle Studierenden auf, sich an diesem Kommunikationsprozess zu beteiligen. Ein solcher Kommunikationsprozess muss die bestehenden Interessen gerecht und gleichberechtigt erfassen und einander gegenüberstellen. Dazu gehört als wichtiger erster Schritt, einander auf Augenhöhe zu begegnen. Die Universität muss ihre Lage inmitten des öffentlichen Raumes mit all ihren Vor- und Nachteilen akzeptieren, was eben auch die Berechtigung zur privaten Nutzung des Platzes der Alten Synagoge einschließt. Die BenutzerInnen des Platzes müssen ihrerseits die besondere Lage des Platzes und die Bedürfnisse der BibliotheksbenutzerInnen anerkennen und respektieren.
Wir wünschen uns zudem ein couragiertes Eingreifen, sollten erneute Angriffe oder Entgleisungen beobachtet werden. Gewalt und diskriminierende Äußerungen sollen an unserer Fakultät keinen Platz haben.
akj Freiburg, 09.11.2011