Zum 12. September wird das Studierendenwerk Freiburg (SWFR) die Essenspreise in den Freiburger Mensen um 10 bzw. 15 Cent erhöhen. Hierbei handelt es sich um die zweite Preiserhöhung innerhalb eines Jahres, nachdem die Preise bereits im April um 20 bzw. 25 Cent angehoben wurden. Zusammengerechnet liegen die Preissteigerungen somit bei 15 Prozent – und niemand kann vorhersagen, ob es dabei bleiben wird.
Man könnte zunächst meinen, dass es sich hierbei nur um kleine, noch verkraftbare Centbeträge handelt. Für Studierende, welche regelmäßig in die Mensa gehen, kann die Erhöhung jedoch mehr als 100 Euro im Jahr ausmachen. In der aktuellen Situation, in welcher Studierende zusätzlich mit stark steigenden Energiekosten konfrontiert sind, finden wir eine solche Erhöhung unvertretbar.
Wir sagen deshalb: Love Mensa! Hate Preiserhöhung!
Unser Protest richtet sich explizit nicht gegen die Freiburger Mensen oder das SWFR: Die Freiburger Mensen bieten ausgewogene und abwechslungsreiche Gerichte an und wir sind ihnen sehr dankbar für das gute Angebot. Auch ist uns bewusst, dass das Studierendenwerk seine Angebote gegenfinanzieren muss.
Aus unserer Sicht muss diese Gegenfinanzierung jedoch durch eine Erhöhung der staatlichen Zuschüsse gesichert werden! Sie darf nicht auf Kosten der Studierenden gehen.
Wir sagen deshalb: SWFR ausfinanzieren!
Gesunde Lebensmittel sind ein Menschenrecht! Können sich Studierende eine gesunde Ernährung nicht mehr leisten, schadet das nicht nur ihrer Gesundheit, sondern auch ihrem Studienerfolg. Wie dramatisch die Situation für viele Studierende ist, hat kürzlich erst der Bericht der Paritätischen Forschungsstelle gezeigt: Fast jede*r Dritte lebt unterhalb der Armutsgrenze.[1] Das ist ein fast doppelt so hoher Wert wie in der Gesamtbevölkerung.
Dass der BAföG-Grundbedarf im kommenden Wintersemester um 5,75% steigt[2] und in unbekannter Zukunft einmalig 200 Euro an Studierende ausgezahlt werden sollen, lindert das Problem nur geringfügig. Die reellen Inflationsraten für arme Menschen liegen weit über den allgemeinen Inflationsraten, da ärmere Menschen einen weit größeren Teil ihres Einkommens für Lebensmittel und Energie ausgeben müssen.[3]
Studierende müssen sich darauf verlassen können, mindestens einmal am Tag kostengünstig, warm und ausgewogen essen zu können. Besonders für Studierende, die in Armut leben, ist dies essenziell und unverhandelbar!
Nachdem die Studierenden bei den Corona-Hilfen beinahe vollständig ignoriert wurden und in der Krise – coronabedingt häufig ohne Nebenjob – auf sich alleine gestellt waren, erwarten wir nun endlich eine deutlich spürbare Unterstützung durch die Politik. Geschieht dies nicht befürchten wir eine weiter zunehmende Bildungsungerechtigkeit!
Konkret fordern wir daher die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst auf:
Erhöhen Sie den Landeszuschuss an die Studierendenwerke! Lassen Sie Studierende nicht weiter in Armut fallen!
Wir solidarisieren uns bei dieser Aktion ausdrücklich mit anderen Gruppen in prekären Lebenssituationen. Wir kämpfen nicht alleine, sondern Seite an Seite für einen gerechten und sozialen Umgang mit der Krise.
akj Freiburg, 10. September 2022
Belege:
[1] Kurzexpertise der Paritätischen Forschungsstelle zur Armut von Studierenden in Deutschland, 17.05.2022 [2] BGBl. I S. 1150. [3] Belastung einkommensschwacher Haushalte durch die steigende Inflation – Kurzexpertise für die Diakonie Deutschland vom 13. Juli 2022